Raum der Stille
Oberkirch, 2024
Hoch über dem Reusstal am Südwesthang des Heitersbergs liegt Bellikon. Das heterogene Bebauungsmuster ist kleinmasstäblich und situiert sich linear am gleichmässig abfallenden Hang. Über das gesamte Gemeindegebiet liegen Einzelhöfe verstreut. Auf einem kleinen Plateau liegt das Dorfzentrum. Angrenzend präsentiert sich als grossmassstäblicher Solitär die Reha-Klinik, der Suva.
Am südwestlichen Ortsrand vor der Weite des Reusstal liegt das Bebauungsareal. Unterhalb grenzt es an die Kantonsstrasse und oberhalb an die Gemeindestrasse. Zwischen Streuung und Reihung - zwischen dörflicher und linearer Struktur - spannt sich auf 10`000 qm Fläche ein grosses Areal auf. Geprägt von parallel stehenden Personalhäusern befindet es sich in einem Zustand zwischen Innen- und Aussenraum.
Anstatt das Gebiet mit einer einheitlichen Struktur zu ordnen, zielt unser Konzept auf die Inszenierung seiner Räume, dem Park- und Strassenraum ab. Zwei Punkthäuser werden versetzt und in der Höhe zum Hang hin in den Grünraum gesetzt. Die bestehenden und die neugeplanten Riegelbauten rahmen das Quartier an den Strassen und dienen als Lärmschutz. Durch die lockere Setzung sind diagonal ausstrahlende Wohnungen sowie Besonnung und Ausblicke für alle garantiert. Die Neubauten fügen sich in der Höhenentwicklung harmonisch in die bestehende Umgebung ein, mit einem zusätzlichen Wohngeschoss.
Auf dem Areal sollen zusätzlich rund 45-55 Wohnungen realisiert werden. Die Arealentwicklung ist an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit ausgerichtet. Das äussert sich in einer energiesparenden Bauweise, aber auch am Angebot der Quartierversorgung und sowie nicht zuletzt an der grosszügigen Umgebung.
Die Baukörper sind nicht nur mit dem Ziel energiesparende Technologien und umweltfreundliche Materialien einzusetzen, sondern auch in Bezug auf Form und Nutzungsaufteilung nach energetischen Gesichtspunkten gestaltet.
Die Wintergärten der Riegelbauten sind nach Südwesten ausgerichtet, um Sonnenenergiegewinne über Bauteilerwärmung und Photovoltaik-Elemente zu ermöglichen. Das Konzept greift die klimatischen Besonderheiten des Ortes auf und erfüllt zusätzlich den Lärmschutz. Ein „klassischer“ Solarhaus-querschnitt mit Pufferzone und an die Fassade integrierte Solartechnik in Form transluzenter PV-Elemente, welche gleichzeitig als Sicht- und Sonnenschutz funktionieren. Die Punktbauten vereinen den Vorteil des kompakten Baukörpers mit effizienter Erschliessung, minimierten Steigzonen, günstigem A/V-Verhältnis (Hüllfläche zur Kubatur) und einer optimalen Tageslichtversorgung bei geringer Raumtiefe.
Die Personalhäuser 3 und 4 sollen aufgrund gut vermietbaren Grundrissen erhalten, grundlegend erneuert und als Mietwohnungen genutzt werden. Das Wohnhaus 5 bleibt in seiner heutigen Form bestehen. Aufgrund der zeitlichen Abfolge und unterschiedlichen Gebäudestandards von Bestands- und Neubauten schlagen wir ein Energie-/ und Wärmeversorgungskonzept mit zwei voneinander unabhängigen Zentralen vor.